In einer Bahnhofsunterführung begegnete mir über einem der Ausstellungsfenster folgendes:
Dieses Quintett der Angebote hat es in sich, vor allem die letzten beiden Elemente. Geschenke oder Waffen zum Verkauf anzubieten ist ja nichts Ungewöhnliches. Doch hier scheinen die beiden Begriffe den jeweils anderen in ein eher ungünstiges Licht zu setzen. – Würde ein Waffenkenner hier einkaufen? Würde ein Hochzeitsgast auf der Suche nach dem passenden Geschenk hier einkaufen? Etwas hinterlässt hier einen irritierenden Eindruck, obwohl die Vorstellung, eine Waffe zu verschenken für viele Leute überhaupt nicht befremdlich ist. Woher kommt dann dieses seltsame Gefühl, dass etwas nicht zusammenpasst?
Würden wir dieser Reihe von Wörtern in einem Rätsel der Art “Was passt nicht dazu?” begegnen, wäre sofort klar: “Geschenk” ist der Exot. “Rasierapparate, Messer, Scheren” und “Waffen” bilden eine starke Einheit. In dieser Werbung unterstützen sie sich sogar, so dass der Gedanke nicht fern liegt: “Ich kaufe meine Schere lieber hier als im Warenhaus, das ist sicher ein Spezialgeschäft, wo man Scheren von guter Qualität bekommt.” Die Beifügung von “Geschenke” – wahrscheinlich als Ergänzung gedacht – bedroht nun dieses Bild des kompetenten Schneidwarengeschäfts aus zwei Gründen:
Erstens verbinden die meisten Menschen mit “Geschenke” Gegenstände, die sich nicht nahtlos in die Reihe “Rasierapparate – Messer – Scheren – Waffen” einfügen . Blumen zum Beispiel. Oder Bücher. Oder herzige Mäuschen aus flauschigem Stoff. Diese Bilder passen nicht zum Eindruck, den die anderen vier Elemente erzeugen.
Der zweite Grund, weshalb “Geschenke” nicht dazu passt, hat mit der Bedeutungsstruktur des Wortes zu tun. Während die anderen vier Begriffe gut als Geschenke eingesetzt werden können, kann ein Rasierapparat niemals ein Messer, ein Messer niemals eine Schere sein. Diese vier Begriffe sind inkompatibel und schliessen sich gegenseitig aus. (“Messer” wäre dabei als “Werkzeugmesser” zu interpretieren (Taschenmesser, Besteckmesser etc.) und so von “Waffen” abzugrenzen). “Geschenke” steht auf einer höheren Ebene und kann für jedes der vier Wörter ein Überbegriff sein. Das führt dazu, dass die Reihe “Rasierapparate – Messer – Scheren – Geschenke – Waffen “ unstimmig wirkt. (Vergleichbar wäre etwa: Fahrräder – Autos – Lokomotiven – Fahrzeuge – Kutschen.)
Dass das Schaufenster unter der Beschriftung mit Grablampen bestückt war, machte die genannten Angebote für mich nicht einladender.
Der Kontext entscheidet.
löcherkäse meint
befremdend? ja, die dekoration innerhalb des schaufensters schon eher! wenn man vom fach ist sind die wörter aber gar nicht befremdend! der obertitel mein lieber ist doch messerschmied. in keiner weise hast du bei deinen ausführungen auch nur einmal einen zusammenhang in dieser richtung gesponnen.
geschenke können auch todlangweilig sein! lol