Wenn wir Gedanken in eine sprachliche Form bringen, um sie jemandem mitteilen zu können, dann ist die Reihenfolge, die wir dafür wählen, nicht egal. Sie kann sogar sehr entscheidend sein, wie schon mancher Erzähler festgestellt hat, der einen kürzlich gehörten Witz zum Besten geben wollte und nach dem dritten Satz bemerkte, dass er die Pointe bereits verblasen hatte.
Die Herausforderung besteht darin, dass in unserer komplexen Welt die Dinge selten in einfachen und überschaubaren Beziehungen zueinander stehen. Es ist leider nicht so, dass es für jedes Ereignis eine klare Ursache und eine klare Folge gibt. Wenn wir komplexe Zusammenhänge sprachlich ausdrücken wollen, ganz egal ob gesprochen oder geschrieben, sind wir jedoch gezwungen, sie in eine lineare Abfolge zu bringen. Das gilt für einen Geschäftsbericht, eine Diplomarbeit, einen Blogartikel. Beim Reden oder Schreiben muss eines nach dem anderen kommen, auch wenn es in der wahren Welt nicht ganz so einfach ist. Als Schüler war das im Geschichtsunterricht mein Verhängnis: Ich brauchte fast die ganze Schulzeit, um zu begreifen, dass das Bild ordentlich aufeinander folgender Jahreszahlen nicht der Wirklichkeit entsprach. Die Ereignisse des Weltgeschehens standen und stehen nicht in Reih und Glied. Es herrscht ein Durcheinander. Das gilt für die ganz grossen Zusammenhänge wie auch für viele kleinere.
Wenn ich nun aber reden oder schreiben will, muss ich mich dennoch für eine Reihenfolge entscheiden. Doch für welche? Da keine Reihenfolge den in Wirklichkeit kreuz und quer verknüpften Zusammenhängen ganz entspricht, muss ich hier grundlegende Überlegungen anstellen und Entscheidungen treffen. Das Resultat dieser Überlegungen und Entscheidungen, die Reihenfolge, die ich für die Präsentation meiner Gedanken festlege, nennt man Disposition. Dieses lateinische Wort bedeutet “Anordnung” oder “Gliederung”. Die Disposition dient als Grundlage und Leitlinie für die Ausformulierung der Gedanken. Ihr entlang verläuft der rote Faden.
Die Aufgabe, eine Gliederung zu erstellen, die dann als verlässliche Grundlage für die weitere Arbeit dienen kann, wird leicht unterschätzt. Hier geschieht bereits ganz Entscheidendes. Und wer die Ausformulierung eines Referates (zum Beispiel) auf einer soliden Disposition aufbauen kann, hat das schwerste Stück des Weges bereits hinter sich. Doch wie sieht eine solche solide Disposition aus? Ich beantworte diese Frage mit zwei Wörtern:
- einfach
- angemessen
Eine Gliederung, die einfach und angemessen ist, macht nicht nur dem Verfasser die Arbeit leichter. Sie ermöglicht auch dem Leser oder Zuhörer einen bequemeren Zugang zum Inhalt. Was es nun konkret bedeutet, eine Disposition einfach und angemessen zu gestalten, werde ich in zwei Folgeartikeln beschreiben: hier und hier. (Die Artikelreihe steht ausserdem als PDF auf der Downloadseite zur Verfügung.)
[…] unsere Disposition an. Da ich über die Gliederung der Gedanken vor einigen Monaten bereits eine Artikelreihe veröffentlicht habe, möchte ich mich heute auf das Grundsätzliche konzentrieren. Der Schritt aus […]