– und sind wir das nicht alle? Wir alle sind schliesslich konstant herausgefordert, uns sprachlich auszudrücken und so unserem Inneren eine verständliche und nachvollziehbare Form zu geben.
“Ich kann mit Grammatik und so nicht viel anfangen. Kannst du mir ein Buch empfehlen, das mir hilft, mein Deutsch zu verbessern?” Solche Fragen höre ich immer mal wieder, und deshalb stelle ich hier kurz eine Handvoll Bücher vor, die bei mir in Griffnähe stehen, weil ich sie hilfreich oder inspirierend oder gar beides finde. Vor einigen Tagen habe ich in der Seitenspalte meines Blogs ein entsprechendes Widget installiert, das ebenfalls auf diese Titel hinweist. Aber da ich die kahlen Links gerne noch mit einigen Sätzen ergänze und weil Leser, die verständlich.ch über RSS oder E-Mail verfolgen, meine Seitenspalten gar nie zu Gesicht bekommen, folgt hier der Post zur Linkliste.
Deutsch fürs Leben von Wolf Schneider empfehle ich gerne und oft und überzeugt. Wolf Schneider spielt mit unserer Freude an den Fehlern anderer. Wer sich das nicht eingestehen kann, sollte seine Bücher vielleicht eher nicht lesen. Das jedoch wäre schade, weil man hier wirklich viel lernen kann – und zwar von den Fehlern anderer (was im Leben sonst ja kaum gelingt.) In diesem Buch präsentiert Schneider 50 handfeste und wirklich hilfreiche Regeln für besseres Deutsch (je etwa 4 Seiten) in unterhaltsamen Lektionen, die angereichert sind mit Zitaten von Menschen (meist Journalisten), die es auch nicht besser wussten.
Duden (Band 9): Richtiges und gutes Deutsch. Mein Lieblingsband aus der Dudenreihe. Gut, das Layout ist nicht gerade innovativ, aber hier findet man schnell Orientierung in vielen sprachlichen Zweifels- und Verzweiflungsfällen. Die Organisation der Einträge ist gleichzeitig sinnvoll und gewöhnungsbedürftig. Natürlich gibt es Einträge zu Stichwörtern, die Schwierigkeiten machen können. So erfahre ich unter “Autor” sofort, dass es im Dativ richtig “dem Autor” heisst und nicht etwas “dem Autoren”. Zu komplexeren Fragen und Themen finden sich umfangreichere Artikel, etwa zur Indirekten Rede (Verwendung des Konjunktivs usw.), Gross- oder Kleinschreibung oder zum Erstellen eines vernünftigen Briefes. Solche Artikel werden mit einer hilfreichen Liste häufig gestellter Fragen zum Thema eingeleitet. Diesen Dudenband gibt es übrigens auch elektronisch im Paket des Duden Korrektor Plus (für MS Office und Open Office / StarOffice).
Richtiges Deutsch von Heuer, Flückiger und Gallmann bietet in etwas dasselbe wie Duden 9, ist aber systematisch nach den Themen der Grammatik aufgebaut. Doch keine Angst: Das Buch ist voll von praktischen Beispielen und hilft mit einem umfassenden Register, schnell zu Antworten zu kommen. Auf den Grammatikteil folgen 60 Seiten zu häufigen Fehlern und Zweifelsfällen – zum Beispiel zum Unterschied zwischen scheinbar und anscheinend. Das Layout finde ich sehr ansprechend (viel luftiger und zugänglicher als Duden 9). Auf Rund 20 Seiten im Anhang werden dem Leser zudem sprachliche Zweifelsfälle als Quiz präsentiert. Da kann man sein sprachliches Gespür und Wissen unterhaltsam testen. Die Lösungen sind selbstverständlich dabei.
Böse Sprüche für jeden Tag von Dietmar Bittricht benötigt wohl keine grossen Erläuterungen. Nur soviel: Viele meiner Zitate des Augenblicks in der Seitenspalte kommen aus dieser Quelle. Die belebende Kraft dieser spitzen Weisheiten lässt sich treffend mit Henri Matisse erklären: “Oft sieht man etwas hundert Mal, bevor man merkt, wie uninteressant es ist.”
Deutsch für Profis. Nochmals Wolf Schneider. Nochmals unterhaltsam. Nochmals viele Fehltritte vor allem aus der Journalistenzunft (oft aus dem Spiegel oder der FAZ, und auch die NZZ kommt nicht ungeschoren davon). Hier richtet sich Schneider etwas deutlicher an Menschen, die im Beruf viel schreiben dürfen oder müssen.
On Writing von Stephen King (deutsch: Das Leben und das Schreiben). King schreibt über das Schreiben. Und auch wenn er sich dabei in erster Linie an hoffnungsvolle Nachwuchsschriftsteller richtet, vermittelt er doch ganz grundsätzlich Lust am Schreiben (und damit automatisch Lust am Lesen). Der Autor hat das Buch zweigeteilt (daher auch der deutsche Titel), gibt im ersten Teil Einblick in seine Biografie und im zweiten in sein Handwerk. Leben und Schreiben gehören zusammen. Ich liebe dieses Buch, bin überhaupt seit vielen Jahren ein Fan von Stephen King, seit er in den Sommerferien 1985 meine Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen geweckt hat. (On Writing ist auch als Hörbuch erhältlich – gelesen vom Autor, zum Beispiel bei iTunes.)
Ändu Schmid meint
Vielen Dank für diese Buchvorschläge. Ich habe soeben Wolf Schneiders „Deutsch für Profis“ fertiggelesen – es hat mein Leben verändert. Das merkte ich, als ich heute empört auf diesen Satz in der NZZ reagiert habe:
„Ein 27-jähriger in Frankreich wohnhaft gewesener Mann aus Saudi-Arabien ist beim Baden in Birsfelden im Baselbiet tödlich verunglückt.“
Ist es legitim, jemanden der gestorben ist als „Gewesener“ zu bezeichnen?
Wo wohnte der Mann zuletzt? Ist er früher in Frankreich wohnhaft gewesen und kam aber nun aus Saudi Arabien nach Birsfelden zum Baden? Oder ist er ein gewesener Saudi-Araber, der aus seiner neuen Heimat in Frankreich nur einen kurzen Badeausflug ins Baselbiet machte?
Ausserdem dürfen wir uns noch einen Moment im diesem unwiderstehlichen Stabreim verlieren: „beim Baden in Birsfelden im Baselbiet“ 🙂
http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/27-jaehriger_mann_stirbt_bei_badeunfall_im_rhein_1.2877252.html
Cla Gleiser meint
Hoi Ändu
Gerne geschehen. Freut mich, wenn die Tipps hilfreich sind. Dass sie gar dein Leben verändern, übertrifft meine kühnsten Träume… 😉
Deine Beobachtungen zum NZZ-Satz sind erfrischend. Und du hast recht: Die Formulierung „beim Baden in Birsfelden im Baselbiet“ ist kaum mehr zu übertreffen. Ich hoffe, dass du trotzdem noch einigermassen entspannt die NZZ lesen kannst.
Herzlicher Gruss
Cla