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Sprache der Schwäche – Sprache der Stärke

20. Februar 2010 by Cla Gleiser Kommentar verfassen

Anstatt uns damit abzumühen, Schwächen auszubügeln (oder es mindestens zu versuchen), sollten wir in unsere vorhandenen Talente investieren und dann abheben. Das jedenfalls finden Marcus Buckingham und Donald O. Clifton in ihrem Buch Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt! Sie wollen dem Leser helfen, seinen besten Seiten auf die Spur zu kommen und sie weiterzuentwickeln. Mit diesem Ziel vor Augen präsentierten sie drei Werkzeuge, darunter „eine gemeinsame Sprache zur Beschreibung ihrer Talente“. Das sei nötig, weil unsere Sprache armselig sei, wenn es darum geht, von menschlichen Stärken zu sprechen. Ausdrucksstark sei sie hingegen beim Betrachten und Beschreiben von Schwächen und Mängeln.

Das hat mich an das Gefühl erinnert, das mich immer wieder beim Beurteilen von Studentenarbeiten beschleicht: Unser Benotungssystem orientiert sich in erster Linie an Mängeln. In der Schule habe ich das so kennengelernt, dass der Lehrer die Fehler zählte und dann die Note von der maximalen 6 absteigend berechnete. Das Gefühl, das bleibt: Je weniger ich falsch mache, desto besser bin ich. Und: Je mehr ich falsch mache, desto schlechter bin ich.

Interessiert sich denn keiner für das, was stimmt?

In einem solchen Rahmen ist es schwierig, sich an dem zu orientieren, was gut ist – und dann auch davon zu reden.

Das beschäftigt mich schon länger, und folgende Ausführungen von Buckingham und Clifton haben mich angeregt, weiter darüber nachzudenken:

Die Sprache der menschlichen Schwäche ist reich und vielfältig. Es gibt bedeutungsvolle Unterschiede in den Ausdrücken Neurose, Psychose, Depression, Manie, Hysterie, Panikattacken und Schizophrenie. Ein Fachmann für geistige Krankheit ist sich dieser Unterschiede genau bewusst und berücksichtigt sie beim Erstellen einer Diagnose und der Bestimmung der Behandlung. Tatsächlich ist diese Sprache der Schwäche so weit verbreitet, dass die meisten von uns Laien sie wahrscheinlich ziemlich genau anwenden.

Demgegenüber ist die Sprache der menschlichen Stärke arm. Wenn Sie wissen wollen, wie arm, hören Sie ein paar Personalfachleuten zu, die die Vorzüge von drei Kandidaten für eine Stelle beschreiben. Sie werden wahrscheinlich eine Anzahl von Verallgemeinerungen wie „Mir gefiel ihre Menschenkenntnis“ oder „Er erschien mir selbstmotiviert“ hören, aber dann wird das Gespräch wieder auf den Vergleich von Tatsachen, wie der Ausbildung und Berufserfahrung der einzelnen Kandidaten zurückkehren. Wir wollen nicht nur die Personalfachleute kritisieren. Wenn Sie führenden Managern beim Gespräch über dieselben drei Kandidaten zuhören, werden Sie wahrscheinlich eine ähnliche Unterhaltung hören. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Kandidaten bei der Beschreibung ihrer eigenen Stärken dieselben Verallgemeinerungen hervorholen und sich dann in die komfortable Sicherheit ihrer Ausbildung und Berufserfahrung zurückziehen werden.

Die traurige Wahrheit ist, dass die zur Verfügung stehende Sprache, die Sprache der menschlichen Stärken, bestenfalls noch immer rudimentär ist. Nehmen Sie zum Beispiel den Ausdruck „Menschenkenntnis“. Wenn Sie sagen, dass zwei Leute „Menschenkenntnis“ haben, was sagt Ihnen das dann über die beiden? Es sagt Ihnen, dass sie beide anscheinend gut mit Menschen auskommen, aber wahrscheinlich nicht mehr. Es sagt Ihnen zum Beispiel nicht, ob einer von ihnen nach dem ersten Kennenlernen schnell das Vertrauen anderer Menschen erwerben kann, während der andere beim Herstellen des Kontakts glänzt. Beide Fähigkeiten haben mit Menschen zu tun, aber sie sind offensichtlich nicht dasselbe. (S. 40-41)

Wenn das stimmt, dann sind wir sprachlich tatsächlich arm dran. Und da unsere Sprache unsere Wahrnehmung und unser Denken prägt, kann diese Armut bedrückende Konsequenzen haben. Sind wir tatsächlich mehr an Schwächen und Mängeln orientiert als an Möglichkeiten und Potenzialen, die in uns schlummern? Und was sagt das über unsere Sicht des Lebens?

Doch glücklicherweise können wir unsere Sprache gestalten – und über unsere Sprache auch unsere Sicht der Welt. Was hindert uns also daran, gerade im Reden über das Gute und Schöne neu aus dem Vollen zu schöpfen und kreativ, präzise und verständlich von dem zu reden, was uns an anderen (und an uns selbst) begeistert?

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Kategorie: Allgemein Stichworte: positive Sprache, Wahrnehmung

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