Zur Zeit habe ich sehr viel zu tun. Das hat den Nachteil, dass unter dem Strich nur wenig Zeit zum Bloggen bleibt. Da bin ich dankbar, dass ich einen inzwischen recht umfangreichen Bilderfundus auf meiner Festplatte habe, in dem alltägliche sprachliche Fehlschläge wie auch Volltreffer fotografisch festgehalten sind. Viele dieser Fotos sind mir zugeschickt worden. Besten Dank an die Spender!
Das heutige Bild stellt mich vor ein Rätsel: Ist die an sich klar formulierte Anweisung, vor dem Drücken der Türfalle unbedingt (so nachdrücklich wirkt die Anweisung auf mich) zu bagen, als Einladung, Aufforderung oder gar Warnung zu verstehen?
Der Rebell in mir reagiert mit einer trotzigen Rückfrage: „Und was passiert, wenn ich nicht bage?“ Er würde es wohl gerne darauf ankommen lassen. Angepasst wie ich bin werde ich aber wohl brav gehorchen, mit angemessener Zurückhaltung bagen und dann die Türfalle drücken.
Und dann?
Soll ich die Tür jetzt auch noch öffnen?
Und reingehen?
Heinz meint
Hä??? Ich wäre, vor dieser Tür Einlass begehrend, überfordert. Das Schild könnte durchaus als fiese Waffe gegen einen korrekten Menschen wie mich gedacht sein: Ich will gehorsam sein, kann aber nicht, da ich nicht weiss, was bagen ist.
Harmloses Szenario A: Ich verzichte nun auf Einlass und verpasse damit vielleicht etwas hinter der Tür, das mein Leben bereichert hätte.
Dramatisches Szenario B: Mein Geist fällt in eine Endlosschlaufe zwischen Gehorchenwollen und Verstehenwollen. Worauf sich dann vielleicht ein schwarzes Loch auftäte und die ganze Erde verschlucken würde. Was bedeuten würde, dass die Heimtücke der Waffe noch viel grösser ist als angenommen…
Jens meint
Das haben wir nun von den ganzen Anglizismen! Die Leute sind mit dem Wort „Badge“ schlichtweg überfordert -.-
Cla Gleiser meint
Hm, du meinst also, der Knopf in der Türmitte verbirgt einen Leser für Magnetstreifen? Das nenne ich Hightech! – Aber ich frage mich tatsächlich, ob du mit deinem Hinweis auf „badge“ allenfalls auf der richtigen Spur sein könntest.
Methusalem meint
…darf ich’s wagen, nachzufragen: was zum Teufel ist den „bagen“? Muss ich raten, die Worte verweisen vielleicht darauf, sich auszuweisen? So mancher wird, um nachzufragen, erst bagen müssen um zu fragen – so dreht das Problem sich bald im Kreis, wenn man keine Antwort weiss…
Cla Gleiser meint
Was für eine wunderbare verbale Vergoldung dieser Bagatelle! Vielen Dank!
Chrigu meint
Jep. Es kommt wirklich von Badge.
Das Foto wurde in Luzern gemacht. Links neben der Türe ist der Magnetstreifen Sensor angebracht.
Cla Gleiser meint
Chrigu (dem ich auch das Foto verdanke) liefert uns DIE LÖSUNG!
Danke!
Dadurch rückt nun eine weitere interessante sprachliche Erscheinung ins Blickfeld: die wie selbstverständliche Ververbung von Substantiven. Vom Badge leitet der Verfasser dieser Aufforderung das Verb badgen ab – und das in einer Selbstverständlichkeit, als wäre dieses Vorgehen in der deutschen Sprache völlig alltäglich. Ist es aber leider (noch) nicht.