Wer Fremdsprachen kann, ist im Vorteil. Das merkt man spätestens beim Bestellen im Restaurant fern der Heimat, wo man durch entsprechende Kenntnisse das Risiko minimieren kann, ein Gericht vorgesetzt zu bekommen, das zur kulinarischen oder gesundheitlichen Grenzerfahrung wird. Die Fähigkeit, in der Sprache eines Landes, das man bereist, mindestens einige Sätze herauszubringen, sehe ich ausserdem als Ausdruck des Respekts und der Wertschätzung gegenüber den Menschen dieser Gegend und ihrer Kultur.
Und doch: Hin und wieder können die Fremdsprachenkenntnisse einem auch in die Quere kommen. In die deutsche Quere.
Wer zum Beispiel des Englischen kundig ist, wird sich versucht fühlen, Wörter, die auf einen Konsonanten (einen Mitlaut) und dann auf ein Y enden, in einen eleganten englischen Plural auf -ies zu setzen. Aus Hobby werden so Hobbies, aus Baby Babies und aus Handy Handies.
Nur: Leider ist das im Deutschen falsch.
Und eigentlich ist das ja auch gut so, denn nicht jeder kann Englisch, und es wäre nun wirklich alles andere als fair, wenn mangelhafte Englischkenntnisse auch noch die Kompetenz in der deutschen Muttersprache absägen würden. Vielleicht ist es daher eine höhere Gerechtigkeit, die dazu führt, dass diese Englischen Fremdwörter mit einer verbreiteten und einfachen deutschen Strategie in die Mehrzahl gesetzt werden: der Endung -s.
- Wer mehr als ein Hobby hat (was sehr zu empfehlen ist), hat daher Hobbys.
- Eine Kleinkindergruppe setzt sich zusammen aus Babys.
- Und wer mit einer einzigen Linie nicht mehr klar kommt, benutzt parallel mehrere Handys.
Nun würde ich meinen Lesern natürlich gerne noch eine verlässliche Regel liefern, die ohne Ausnahme festlegt, dass fremdsprachige Begriffe immer nach diesem oder zumindest ähnlichem deutschem Muster in die Mehrzahl gesetzt werden. Doch leider gibt es eine solche Regel nicht (was zumindest jene nicht überraschen wird, die Deutsch als Fremdsprache lernen durften).
Stattdessen gibt es Fremdwörter, die eine deutsche Pluralendung bekommen, wie beispielsweise Museen, Praxen oder Spitäler.
Andere behalten ihre ursprüngliche und für unsere Ohren oft eher fremd klingende Mehrzahlform wie Indizes (Mehrzahl von Index) oder Patres (von Pater).
Und bei wieder anderen haben wir die Wahl: zwischen Themen und Themata, zwischen Pizze (in Deutschland Pizzen) und Pizzas oder zwischen Ballons und Ballonen.
Leider jedoch nicht zwischen Hobbys und Hobbies.
Warum?
Keine Ahnung.
Die Sprache lebt – und ist unberechenbar. Vielleicht könnten wir einen Ausweg schaffen, wenn wir uns wie die Indianer am Flussufer zusammensetzen, über den Sprachgebrauch abstimmen und uns dann hartnäckig den Gepflogenheiten unserer Umgebung widersetzen würden – oder einfach mit niemandem mehr reden.
Die einzige Regel, die ich anbieten kann, ist daher: Die Mehrzahlform englischer Fremdwörter, an deren Ende ein Konsonant und dann ein Y stehen, endet im Deutschen auf -ys.
Viktor Steiner meint
Als Schweizer englischer Muttersprache, habe ich nicht nur Mühe mit Hobbys, Babys und Handys, sondern noch mehr damit, dass die Deutschsprachigen so oft ein quasienglisches Wort erfinden, das es im Englischen gar nicht – oder nicht mit dieser Bedeutung – gibt. zB Handy. Oder Outfit. Oder pimp. usw.
Cla Gleiser meint
@Viktor
Das ist durchaus nachvollziehbar. Und es kann ja noch schlimmer kommen: Stell Dir vor, diese missbrauchten englischen Begriffe finden nun auf verschlungenen Pfaden ihren Weg in die englische Sprache. Und plötzlich wird das „Handy“ salonfähig und das Auto „pimped“. Das dürfte das Sprachempfinden noch weiter strapazieren, nicht nur Deines.
Und doch: So ist sie nun einmal, die Sprache.
Und eine Frage noch: Outfit? Wo liegt hier das Problem? Ich dachte, das Wort könne im Englischen durchaus auch als Bezeichnung für Kleidung verwendet werden. Liege ich da falsch?
Aurelin meint
Outfit gibt es schon, allerdings nicht ganz mit dieser Bedeutung, siehe http://www.dict.cc/?s=outfit&=DEEN&=
Ist also quasi das selbe wie mit dem Handy. Das Wort existiert ja auch, einfach mit anderer Bedeutung (und nicht als Nomen).
Ich finde es vor allem unverständlich, dass nicht beide Varianten (-s, -ies) zugelassen sind.
Aurelin meint
Oh, ich revidiere. Outfit gibt es scheinbar ja sogar genau gleich.
Ich hab das aber noch nie wirklich gehört in dem Zusammenhang. Da frage ich mich, wie gängig es tatsächlich ist.
Cla Gleiser meint
Hi Aurelin. Danke fürs Nachforschen. Je länger ich über „Outfit“ im Englischen nachdenke, desto unsicherer werde ich. Muss mich mal bei Muttersprachlern erkundigen.
Zu Deinem Bedauern darüber, dass nicht beide Merhzahlformen (-ys und -ies) zugelassen sind: Da bin ich überzeugt, dass das nur eine Frage der Zeit ist.