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Warum Redner sich selbst sabotieren. Und wie.

16. November 2010 by Cla Gleiser 11 Kommentare

Wer vor Publikum spricht, ist angespannt. Hoffentlich. Wäre das nicht der Fall, müsste man auf Gleichgültigkeit schliessen, und die ist eine Beleidigung des Publikums.

Die Anspannung des Redners hat mit Unsicherheit zu tun. Und jede Redesituation bringt ein gewisses Mass an Unsicherheiten mit sich. Ganz egal, wie gut ich mich vorbereitet habe, kann ich beispielsweise mein Publikum nur begrenzt einschätzen und darum auch nicht vorhersagen, wie es auf mich reagiert. Das verlangt Flexibilität, Reaktionsvermögen, Freiheit – und erzeugt Unsicherheit. Doch genau diese Unsicherheit ist es ja, die den Spass an der Sache ausmacht. Und diese Unsicherheit ist es auch, von der ich hier nicht rede.*

Es gibt eine andere Unsicherheit, die sich ebenfalls in der Anspannung des Redners äussert, die ich jedoch als belastend und daher ungesund bezeichnen würde.

Erstens, weil sie dem Redner Bauchweh bereitet (oder andere unangenehme Symptome hervorruft).

Zweitens, weil sie sich während der Rede in unpassender und schädlicher Weise Ausdruck verschaffen kann, und den Redner dazu bringt, sich selbst zu sabotieren.

Und kreativ wie der Mensch ist, treibt diese Unsicherheit ganz unterschiedliche hässliche Blüten:

  • Zum Beispiel in einer Körpersprache, die dem Publikum entgegenschreit: „Ich habe Angst vor Euch!“
  • Oder in ungeschickten Formulierungen, mit denen der Redner seine Position als Experte unterstreichen möchte, weil er sich nicht sicher ist, ob das Publikum ihn als solchen akzeptieren will.
  • Oder mit Ähs und Oders und Vielleichts und ähnlichen verbalen Kurzschlüssen.

Diese unbewussten und deutlichen Signale sprechen dann oft lauter als der Inhalt der Rede und bestimmen so den Eindruck, den der Redner hinterlässt; und das, ohne dass dieser es kontrollieren könnte.

Für die nächsten Wochen plane ich darum, auf eine Reihe rednerischer Unarten einzugehen, deren Quelle in der Unsicherheit des Redners liegt. Und natürlich werden auch Vorschläge nicht fehlen, wie diese Unsicherheit beseitigt oder mindestens so bewusst gemacht werden kann, dass sie mich nicht zur Selbstsabotage zwingt.

Nachtrag: Inwischen sind alle Artikel der Reihe online :

  • Selbstsabotage durch Imponiergehabe
  • Selbstsabotage durch sprachliche Unarten
  • Selbstsabotage durch körperliche Unarten
  • Der Anfang vom Ende der Unsicherheit

* Ausdrücklich zu erwähnen, wovon man nicht sprechen will, ist ein sehr wirksames Stilmittel (in der klassischen Rhetorik Paralipse genannt). Es erzeugt eine Art paradoxen Effekt, indem es gerade durch den ausdrücklichen Verzicht eine Aussage oder ein Stichwort für einen kurzen Moment in den Mittelpunkt stellt und so die Aufmerksamkeit des Publikums bündelt. – Unbedingt ausprobieren!

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Kategorie: Allgemein Stichworte: Körpersprache, Rhetorik, Selbstsabotage, Sicherheit, Unsicherheit

Kommentare

  1. Daniela Hunziker-Graber meint

    16. November 2010 um 09:28

    Danke für deine erfrischenden Beiträge!
    Wünsche dir einen wunderschönen Tag.

    Antworten
  2. David Ruprecht meint

    16. November 2010 um 10:24

    wunderbar sind dabei auch unnötige Selbstaussagen, wie es Jens Kaldewey jeweils bezeichnet hat. Oder angefangene, nicht vorbereitete und vorallem relativierende Halbsätze… ja, das gibt viele Dinge. Bin gespannt auf deine Inputs und freue mich drauf

    Antworten
  3. Cla Gleiser meint

    16. November 2010 um 11:23

    Danke Euch.
    Nich vorbereitete Halbsätze. Ja, das hoffe ich. Das wäre ja noch schöner, wenn die vorbereitet wären… 😉

    Antworten
  4. Cla Gleiser meint

    16. November 2010 um 12:25

    Wobei, wenn ich da an Piet Klocke denke…

    Antworten
  5. David Ruprecht meint

    16. November 2010 um 13:23

    also ich weiss nicht…wenn ich…ich meine das geht von deiner… und wenn du es genau…aber das muss ja nicht gleich sofort… Piet ist spitze

    Antworten
  6. Seeliger Stefanie meint

    28. Juni 2012 um 11:50

    es gibt übrigens geplante Satzabbrüche. alte rhetorische Figur mit dem komplizierten Namen Anakoluth und Aposiopese. Das eine ist ein Satzabbruch mit anschließenden Neuanfang, das andere nur ein Satzabbruch – mit ihm kann man Dinge andeuten und Unausgesprochen lassen bzw. Emotionen ausdrücken.
    Zu den Ähs und Ähms: interessant finde ich, dass sowohl im Französischen als auch im Amerikanischen diese nicht so negativ beurteilt werden wie bei uns. Auch Heinrich von Kleist hat für die „allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ das Füllen mit Zeit verzögernden Mitteln empfohlen.
    Danke für die spannenden und angenehm zu lesenden Artikel. Genieße (fast) JEDEN!

    Antworten
    • Cla Gleiser meint

      28. Juni 2012 um 14:52

      Vielen Dank für die anregenden Ergänzungen und die freundliche Rückmeldung. Ja, die rhetorische Werkzeugkiste hat viel zu bieten. Manchmal kommt es mir vor, als sei jede denkbare sprachliche Möglichkeit dort kategorisiert und mit einem Namen versehen.
      Bei den Ähs und Ähms entscheidet m. E. die Menge. Ein gelegentliches Zögern ist ja auch Ausdruck des Menschseins. Als zeitverzögernde Mittel habe ich sie aber in der Tat noch nie betrachtet.

      Antworten

Trackbacks

  1. Selbstsabotage durch Imponiergehabe | verständlich sagt:
    26. November 2010 um 16:02 Uhr

    […] gibt es verschiedene Strategien, wie ich letzte Woche notiert habe. Eine ist, was Schulz von Thun in seinem Klassiker Miteinander reden: Band 1, […]

    Antworten
  2. Der Anfang vom Ende der Unsicherheit | verständlich sagt:
    14. Januar 2011 um 09:40 Uhr

    […] 4 Beiträgen (hier, hier, hier und hier) habe ich über die letzten Wochen das Elend unsicherer Redner beklagt. Damit […]

    Antworten
  3. Unglaubwürdig durch inneren Widerspruch | verständlich sagt:
    18. Februar 2011 um 15:05 Uhr

    […] erst habe ich hier eine ganze Artikelreihe über Selbstsabotage beim Reden veröffentlicht, also darüber, wie ein Redner ganz alleine seiner […]

    Antworten
  4. Frei von Redeangst. Und dann? | verständlich sagt:
    27. Juni 2012 um 08:14 Uhr

    […] Warum Redner sich selbst sabotieren. Und wie. (Artikelreihe) […]

    Antworten

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