Ich begann, romanische Gedichte zu schreiben.
Ein solcher Satz entspricht nicht unbedingt dem, was man im Erfahrungsbericht einer Sprachlernenden erwarten würde. Schon der Untertitel des Artikels, der letzte Woche in der NZZ erschien, hatte mich neugierig gemacht: Vom Sprechenlernen durch kreatives Schreiben.
Fremde Sprachen zu lernen, ist ein Thema, das mich schon lange begleitet. Zum einen faszinieren mich Sprachen ganz allgemein, also auch fremde, zum anderen hat es mir die technische Ebene angetan. Welche methodischen Zugänge gibt es, um sich eine vorerst fremde Sprache zu eigen zu machen? Um sie verstehen und sprechen zu können? Oder schreiben? Es gibt eine Vielzahl von Vorschlägen, die teilweise mit fast religiöser Überzeugung vertreten und anderen – vermeintlich minderwertigen – Zugängen gegenübergestellt werden.
Die Autorin Angelika Overath berichtet überhaupt nicht polarisierend in dem ganzseitigen Artikel von ihren Erfahrungen als Immigrantin im Unterengadin, von ihrem Ringen mit dem Vallader (jener Variante des Rätoromanischen, die dort gesprochen wird) und der Tür, die schliesslich aufsprang, als sie „begann, romanische Gedichte zu schreiben.“ Das klingt so beiläufig und steht doch in beträchtlicher Spannung zum verbreiteten Bild poetischer Sprache, welches diese als wenig alltagstauglich sieht. Und ausgerechnet diese verdichtete Form des Ausdrucks soll nun beim Erwerb einer Fremdsprache helfen?
Angelika Overath berichtet und überzeugt. Und unterhält mit einem wunderschönen Artikel, der nicht zuletzt die Wirkung hat, eine Brücke zu schlagen zwischen der (oft für lebensfern gehaltenen) Sprache der Poesie und dem Leben.
David meint
Merci für den Hinweis. Ich glaub ich les diesen Text morgen mit meinen Schülern.
Sebastian Krämer meint
>>Poesie ist nichts Kompliziertes, sondern etwas Elementares.<<
Endlich hatte ich Zeit, diesen tollen Artikel zu lesen. Ich ahnte bereits, dass er mich ansprechen würde. Danke.
Cla Gleiser meint
Danke, Sebastian.
Und Danke auch für die Verlinkung auf Deiner Blogroll.