Beispiel 1: Sonnenschutzshampoo
Hin und wieder treffe ich mich mit einem Freund, Peter, über Mittag zu einem gemeinsamen Essen. Inzwischen lässt es das Wetter wieder zu, dass wir draussen sitzen. Ich suche mir dabei gerne einen Schattenplatz, weil eine Mittagspause durchaus reicht, mir mein von Haar ungeschütztes Haupt zu verbrennen.
Als ich mich letzten Mittwoch mit Peter traf, informierte er mich, dass auch seine 1-cm-Frisur dagegen nur ungenügenden Schutz biete und er mir gegenüber den Nachteil habe, sich nicht einfach Sonnencrème auf den Kopf schmieren zu können. (Zur Information: Wir hatten danach auch noch andere Themen.)
„Shampoo mit Sonnenschutzfaktor – das müsste man einem Hersteller mal vorschlagen“, erwiderte ich.
Er: „Ich hab schon ein Mail geschrieben.“
Ich: „Echt? Cool! Und wie haben sie reagiert?“
Er: „Hab nichts gehört.“
Ich: „Was, nichts? Gar nichts gehört?“
Er: „Nichts.“
Ich habe nicht nachgefragt, welchem Hersteller er seinen Vorschlag geschenkt hatte, und kann daher hier auch keinen Namen nennen. Vielleicht ist das jedoch auch gut so, denn ein so unprofessionelles Verhalten provoziert meinen Sinn für Anstand und Umgangsformen.
Beispiel 2: Projektwoche
Vor einigen Wochen lud unsere Schulbehörde die Eltern aller Kindergarten- und Schulkinder ein, sich mit Beiträgen aktiv an einer Projektwoche zu beteiligen. Der Aufruf war etwas missverständlich formuliert, was zu einigen Diskussionen mit Eltern führten, die wie wir unsicher waren, welche Art von Beiträgen denn nun gewünscht waren und welche Art von Eltern dafür qualifiziert. Vor zwei Wochen dann folgte ein weiteres Schreiben, welches uns informierte, dass der Anlass in dieser Form nicht durchgeführt werde – wegen zu wenig Elternbeiträgen.
Ich erlaubte mir, in einem E-Mail für die gute Idee zu danken, mein Interesse am Projekt auszudrücken und darauf hinzuweisen, dass die Kommunikation bei uns und in unserem Umfeld einige Fragen ausgelöst habe, das Ausbleiben der Rückmeldungen damit zusammenhängen und hier vielleicht noch etwas Verbesserungspotenzial liegen könnte.
Eine Antwort erhielt ich nie.
Reden wir miteinander!
Weil ich nun endlich darüber schreiben möchte, wie schön es sein könnte, wenn wir miteinander reden, höre ich hier auf, obwohl mir die Beispiele noch nicht ausgegangen sind.
Es ist paradox: Noch nie waren Kommunikationsmittel so verfügbar und so schnell wie heute. Doch trotz twittern und facebooken und smseln und e-mailen im Minutentakt kommt es immer wieder zu solchen Pannen. Es scheint, als hätte die reizvolle Selbstoffenbarung an die grosse, weite Welt der Internetmasse unseren Umgang von Mensch zu Mensch beschädigt.
Dabei machen diese hocheffektiven Kommunikationsmittel es uns auch leichter denn je, einander ein bisschen oder viel Wertschätzung auszudrücken.
- Ein Danke auf Peters Sonnenschutzshampoovorschlag wäre nicht nur imagepflegend gewesen, sondern auch anständig.
- Dasselbe gilt für unsere Schulbehörde.
Anregende Meldungen dieser Art müssen unbedingt erwidert werden, und sei es nur, um den Erhalt zu bestätigen. Das gehört zu einem angemessenen Umgangston (nicht nur im Geschäftsleben, aber gerade dort), und ein solcher ist für mich Zeichen von Wertschätzung.
Anderes ist nicht zwingend, aber dennoch dem menschlichen Miteinander höchst zuträglich:
- Eine kurzes Danke für eine freundliche Begegnung.
- Ein guter Wunsch für die bevorstehende Prüfung.
- Eine komplett unnötige und daher verschwenderische Mitteilung, um jemandem zu sagen, dass man ihn oder sie schätzt.
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