Ein Wort kann sehr viel aussagen. Und manchmal mindestens ebenso klar, wie das ein ganzer Satz könnte:
Halt!
Toll!
Vielleicht ist diese Kraft des einzelnen Wortes ja der Grund, weshalb ich mitten im Alltag immer häufiger auf Aneinanderreihungen unverbundener Wörter stosse. Womöglich verlassen wir uns manchmal zu schnell darauf, dass „das schon klar ist“. So reihen wir Substantive (Hauptwörter) aneinander, ohne irgendwelche Bindewörter zu bemühen; Präpositionen, Konjunktionen, Adjektive, sie alle glänzen durch Abwesenheit. Von Verben ganz zu schweigen.
Zusammenhänge ohne Zusammenhang
Doch Wörter zusammenzuhängen bedeutet noch lange nicht, dass auch ihr Zusammenhang nachvollziehbar wird.
Da lese ich beispielsweise in einem E-Mail-Betreff:
Einladung Geburtstagsparty
Nun gut, ich gebe zu: Der Verfasser hat eine Handvoll Sekundenbruchteile gespart. Mir aber hat er die Sache damit nicht leichter gemacht. Es ist nun nämlich meine Aufgabe als Leser, den Zusammenhang der beiden unverbundenen Wörter zu rekonstruieren. Das mag bei der Geburtstagsparty noch einigermassen konfliktfrei über die Bühne gehen. Es kann jedoch auch anders sein.
Einer Traktandenliste entnehme ich:
Weiterbildung Regulierung
Was darf ich erwarten? Eine Diskussion steht offenbar an. Doch geht es dabei um eine Weiterbildung zum Thema „Regulierung“? Oder doch eher um die Regulierung unserer Weiterbildung?
Ebensowenig weiss ich, ob mit
Zubehör Werkzeugkiste
Zubehör für die Werkzeugkiste gemeint ist oder vielmehr die Werkzeugkiste als Zubehör bezeichnet wird.
Bedeutet
Verantwortung Praktikant
die Verantwortung für den Praktikanten oder die Verantwortung des Praktikanten?
Je mehr, desto Rätsel
Noch riskanter wird die Kommunikation, wenn die Wortreihe von 2 auf 3 erweitert wird. Auf ein fröhliches Rätseln!
Analyse Projektgruppe Mitbewerber
Diplomarbeit Korrektur Offerte
Aufbau Kongress Eröffnungsrede
Ein schönes Beispiel erreichte mich vor wenigen Tagen per E-Mail. Ein Leser hat ein Erdnussbutterglas abgelichtet, das auf der Zutatenliste informiert:
Was jetzt? Öl ist erstmal klar. Doch wohin das pflanzlich gehört, schon weniger. Ist es zum Öl zu rechnen, essen wir pflanzliches Öl, das gehärtet wurde. Hält sich das pflanzlich aber zu gehärtet, nehmen wir Öl zu uns, das pflanzlich gehärtet wurde. Welche der beiden Varianten stimmt, kann ich allenfalls aus meinem Vorwissen zur Zusammensetzung von Nahrungsmitteln schliessen, deren Verzehr nicht zum Tod führt. Allenfalls.
Als wäre Kommunikation nicht schon anstrengend genug! Müssen wir uns das Miteinander wirklich zusätzlich erschweren, indem wir solche Rätsel in den Alltag einbauen? Dabei wäre es doch so einfach, noch eine Spur verständlicher zu sagen, was ich meine.
Artikel Schluss
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