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Politisch korrekt neutralisiert

10. September 2012 by Cla Gleiser 2 Kommentare

Vor einigen Tagen waren wir zum Elternabend der Schule unserer Tochter eingeladen. Der erste Teil fand in grösseren Rahmen als Anlass der ganzen Schuleinheit Teil. Bei dieser Gelegenheit stellten sich auch sämtliche Lehrerinnen und Lehrer der Schule persönlich vor, bevor sie dann in kurzen Referaten Einblick in verschiedene Aspekte ihrer Arbeit gaben.

Und dann stand es da, dieses Wortmonster, um jedes Profil, jede originelle Ecke und Kante dieser Persönlichkeiten mit einer Schicht zäher, traniger politischer Korrektheit zuzukleistern:

Lehrperson

Korrekt und profillos

Es ist ein Grundübel der politisch korrekten Sprache, dass sie alles, was sie vermeintlich fair benennen will, einebnet, vereinheitlicht, langweilig macht. Das Vereinhetlichen ist ja auch ihr Ziel, das Langweilig-Machen der Preis dafür. Das ist an sich schon bedauerlich genug.

Was mir nun an diesem Elternabend ganz besonders aufgefallen und unter die Haut gefahren ist: Die politische Korrektheit wird zur Selbstneutralisierung, wenn Persönlichkeiten dazu verurteilt sind, sie auf sich selbst anzuwenden. Das heisst in unserem Fall konkret: Wenn Lehrer von sich selbst als Lehrpersonen sprechen müssen.

Mensch oder Terminator?

Was ist denn eine Lehrperson? Ein abstraktes Etwas, das meinem Kind etwas (ebenso Abstraktes) möglichst neutral vermitteln soll?

Will ich, dass meine Tochter während eines grossen Teiles ihrer Entwicklung von einem abstrakten Etwas betreut wird?  Von einer Maschine wie dem Terminator, bei der es egal ist, ob man ihr aussen den Vierkantschädel von Arnold Schwarzenegger, das fiese Mäusegesicht von Robert Patrick oder die Modelzüge von Kristanna Loken verpasst? Innen ist doch eh alles aus Blech und Drähten.

Nein, nein und nochmals: NEIN! Ich wünsche meiner Tochter  Persönlichkeiten, Menschen mit Profil als Bezugspersonen. Frauen und Männer, zu denen sie eine Beziehung aufbauen, an denen sie Stärken und Schwächen in Aktion erleben kann.

Herr, befreie meine Tochter von Lehrpersonen und stell ihr Lehrerinnen und Lehrer zur Seite!

Die gute Nachricht: Sie sind ja da, die Lehrerinnen und Lehrer. Aber sie scheinen gezwungen, in der Öffentlichkeit die Maske eines idealisierten und abtrahierten (wessen Ideal, wessen Abstraktion?) Standards zu tragen.

Ein Vorschlag

Nach würdigen Alternativen zum unwürdigen Lehrperson müssen wir nicht lange suchen. Es gibt sie bereits, und viel länger als das neutralisierende Unwort. Sprechen wir doch wieder von Lehrerinnen und Lehrern! Und, um Himmels Willen, lassen wir Lehrer und Lehrerinnen sich selbst wieder als Lehrerinnen und Lehrer bezeichnen! Wer’s gerne ganz und gar gerecht hat, darf das ja sogar mit letzter Konsequenz tun und halt bei jeder Erwähnung ganz vollständig Lehrerinnen und Lehrer oder dann Lehrerin oder Lehrer oder dann Lehrerinnen oder Lehrer sagen. Meines Erachtens würde es aber vollends genügen, mit etwas gesundem Menschenverstand zu rechnen und einfach abwechselnd nach Gefühl Lehrerin oder Lehrer zu sagen. Oder Lehrerin, wenn es um eine Lehrerin geht, und Lehrer, wenn es um einen Lehrer geht.

Ja, dann wird es vielleicht etwas länger und etwas komplizierter.

Dafür aber haben wir es wieder mit Menschen zu tun. Und Menschen sind nun einmal etwas komplizierter als der Terminator T-101, und sogar als die Nachfolgemodelle T-1000 und T-X.

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Kategorie: Allgemein Stichworte: Geschlechtergerechte Sprache, Politisch korrekte Sprache, Rhetorik, Selbstsabotage

Kommentare

  1. David Ruprecht meint

    10. September 2012 um 11:56

    Grüess di Cla
    Du hast wieder mal genau getroffen. Ich hab mich auch schon öfters über diese Unart der sogenannten Neutralisierung gestört. Leider ist das aber gerade im pädagogischen eeeeenorm beliebt, schliesslich ist die Gender-Terminologie dort beinahe sakrosankt geworden. Einziger Hoffnungsschimmer diesbezüglich: Norwegen, das Land mit dem grössten Vorsprung in Sachen Gender-Forschung und -Umsetzung, hat soeben sein Gender-Institut geschlossen und kommt von diesem Weg ab.
    Übrigens noch schlimmer als die Schulen hier im Kanton betreibens die Berner, welche einmal mehr schneller sind als die andern :-), hier jedoch unsäglicherweise: gemäss Kantonsverwaltung sollen in offiziellen Schriften des Kantons die Eltern auch entsexualisiert werden: Elter 1 und Elter 2. Seldwyla lässt grüssen…

    Liebi Grüessli dir und dire Familie
    david

    Antworten

Trackbacks

  1. Was hoffen wir? | verständlich sagt:
    15. November 2012 um 17:06 Uhr

    […] die Gelegenheit, bei Weiterbildungen für Lehrerinnen und Lehrer (eindeutig mehr als einfach nur Lehrpersonen) Referate von Dr. Andreas M. Walker und Stefan Schwarz live zu visualisieren. Ein spannendes […]

    Antworten

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