Dieser Artikel endet mit dem ersten Wort. Denn davor geschieht bereits Wesentliches.
Und für einmal meine ich damit nicht die seriöse und disziplinierte Vorbereitung, die bei einer Rede ohne Zweifel auch über Gelingen und Scheitern entscheidet.
Nein. Ich meine das, was zwischen der Vorbereitung und dem ersten Wort liegt.
Drei Schritte führen zum gelungenen Auftakt einer Rede. Und da der Auftakt für das grundsätzliche Gelingen des Auftritts entscheidend ist, sind es auch diese drei Schritte. Das verleitet mich zur Behauptung:
Das Wesentliche geschieht, bevor ich den Mund aufmache.
1. Stehen
Mancher Redner beginnt schon vor der Landung mit seinen Ausführungen. Der letzte Schritt hinter das Mikrofon ist noch nicht abgeschlossen, der erste Halbsatz bereits verschossen. Verstanden hat ihn natürlich niemand, denn der gehetzte Redner hatte sich seinem Publikum noch gar nicht ganz zugewandt. Möglicherweise drängt ihn die Vermutung zur Eile, dass es den Zuhörern nicht schnell genug gehen kann. Dieser Vermutung wiederum liegt vielleicht die unbewusste Annahme zugrunde, dass eigentlich ohnehin keiner zuhören möchte. Schade.
Daher erlaube ich mir, erst einmal „vorne“ anzukommen. Ich gehe an meinen Redeplatz und stelle mich hin – den Menschen voll zugewandt. Ich stehe stabil auf beiden Füssen und spüre für einen Augenblick diese Stabilität, die mir auch Sicherheit vermittelt.
2. Lächeln
Noch lieber – davon bin ich überzeugt – als einem, der ihnen gescheite Sachen erzählt, hören Menschen einem zu, der sie mag und den sie mögen können. Nichts macht diese Zuneigung so deutlich wie ein Lächeln. Es muss darum dem ersten Wort vorausgehen.
Dieses Lächeln zeigt: Ich bin gerne hier, ich freue mich auf diese Begegnung und darauf, was ich Ihnen erzählen darf.
3. Atmen
Ohne Luft kein Laut.
Ich gebe mir die Zeit, einmal ganz entspannt und tief in den Bauch hinunterzuatmen. Von dort darf dann auch das erste Wort kommen. Die Bauchatmung verleiht schon diesem ersten Wort Gewicht, Wohlklang und Ruhe. Und sie macht es mir praktisch unmöglich, gehetzt zu wirken.
4. Reden
„Erstes Wort“ war mein Stichwort. Wie versprochen: Ich höre hier auf.
matt meint
Gute Auflistung. Mir Fehlt da aber was wesentliches, den ersten Kontakt suchen mit den Zuhörern in dem ich meinen Blick auf sie richte und evt auch Einzelne kurz fixiere… aber warscheindlich ist es das was du meinst bei dem ersten Punkt sich den Menschen voll zuwenden.
Cla Gleiser meint
Danke, Matt. Ja, du weist auf etwas Wichtiges hin. Für mich steckt das im Lächeln drin, denn ein Lächeln mit Blick in die Leere passt nicht. Aber ich hätte das noch deutlicher auf den Punkt bringen dürfen.
Stefanie meint
Ihr wunderbares Bild setze ich in meinen Seminaren immer wieder ein (natürlich mit Quellenangabe) und sage dazu: denken Sie an die drei As: Ankommen, Ausatmen, Anschuauen. Dann reden (4.A: Ansprechen). Danke.
Stefanie
Cla Gleiser meint
Vielen Dank, Stefanie! Schön, wenn etwas solche Kreise zieht. Weiterhin viel Erfolg!
Und beste Grüsse
Cla