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Sprachentwicklung: von falsch zu möglich zu richtig

26. September 2013 by Cla Gleiser Kommentar verfassen

Wenn viele etwas falsch machen, dann ist mir das der beste Beleg, dass es eigentlich richtig ist oder wurde.

So kommentierte ein Leser einen meiner beliebtesten Artikel.

Und brachte mich damit zum Nachdenken. Natürlich ist es so: Wenn genügend Menschen einen (sprachlichen) Fehler machen und ihn beharrlich und konsequent machen, dann wird dieser Fehler irgendwann zum Standard. Und der Standard ist das, was wir gemeinhin als richtig empfinden.

Aber wo liegt die Grenze zwischen falsch und richtig? Für mich ist das mehr als blosse Gedankenspielerei. Schliesslich gestalte ich Texte für Menschen, die von mir fehlerfreies Deutsch erwarten.

Spoilerwarnung:

In diesem Artikel werde ich diese Frage nach der Grenze zwischen falsch und richtiggeworden nicht definieren.

Aber eben ist mir ein schönes Beispiel für diesen Prozess ins Haus geflattert, das ich hier gerne wiedergebe. Im aktuellen Sprachdienst, der Zeitschrift der Gesellschaft für deutsche Sprache GfdS, stellt ein Leser folgende Frage:

In einem Rechtschreib-Duden von 1914 wird die Koryphäe, wie wir sie heute kennen, als maskulin [männlich, cg] verzeichnet. Handelt es sich hierbei um einen Druckfehler oder hieß es damals tatsächlich der Koryphäe? Wieso ist das Wort dann heute nicht mehr maskulin?

Die Experten der GfdS habe sich auf Spurensuche gegeben und dabei Indizien freigelegt, welche diese sprachliche Entwicklung sehr schön sichtbar machen. Zunächst: Koryphäe war ursprünglich tatsächlich maskulin, stammt aus dem Griechischen (koryphaios), wo es Anführer bedeutet, und gelangte als Lehnwort über das Lateinische und Französische (coryphée) ins Deutsche. Für uns trägt es heute die Bedeutung Fachperson oder Experte.

Folgende Einträge aus verschiedenen Auflagen des Rechtschreib-Dudens lassen die Verschiebung des Geschlechts von männlich zu weiblich nachvollziehen.

Oder ganz einfach: den Weg von falsch zu richtig.

1914:  Koryphäe wird als ausschliesslich maskulin bezeichnet.

1934: Hinweis, dass die Verwendung des Femininums „unrichtig“ sei. (Die weibliche Form wurde also bereits zur Kenntnis genommen.)

1954: Ergänzung, dass „oft“ fälschlicherweise das Femininum verwendet werde.

1961: Der Hinweis auf inkorrekte Verwendung des Femininums fehlt bereits wieder. Stattdessen heisst es: „oft, österreichisch nur: w[eiblich].“

1967: Das Femininum wird als korrektes Geschlecht angeführt, mit der Ergänzung: „früher auch: m[ännlich].“

1996: Der Hinweis auf das ursprünglich männliche Geschlecht des Wortes fehlt.

Es scheint, als sei die Grenze zwischen falsch und richtig irgendwann zwischen 1954 und 1961 überschritten worden. Dies, nachdem konsequente Nichtbeachter der Rechtschreibung über 20 Jahre lang falsch „die Koryphäe“ gesagt hatten.

Bleibt die Frage: Sollen wir die Österreicher nun als als irrlichternde Orthographiebarbaren bezeichnen – oder als Pioniere der Sprachentwicklung?

 

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Kategorie: Allgemein Stichworte: Rechtschreibung, Sprachentwicklung

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