Die Schweiz ist im Eishockeyfieber, ein bisschen jedenfalls. In unseren Stadien läuft die Weltmeisterschaft, und die Neue Zürcher Zeitung bietet nun täglich mehr oder weniger interessante Hintergrundinformationen zu diesem Sport, der meiner Meinung nach nicht so richtig zum gerade angebrochenen Frühling passen will. In der heutigen Ausgabe geht es um den Puck. Seine Entwicklung wird an einer Reihe verschiedener Modelle gezeigt:
Holzpuck – Lederpuck – Hartgummipuck – Kinderpuck
Kinderpuck? Der will nicht so recht in die Reihe passen. Meinem Empfinden nach erzeugt er kombiniert mit Lederpuck sogar sehr ungute Gefühle. Der Grund ist schnell erkannt: In den ersten drei Varianten bezeichnet der erste Teil des Wortes das Material, beim Kinderpuck aber die beabsichtigten Verwender. So ist das mit so genannten “Komposita”, also Wörtern, die aus mehreren Wörtern zusammengesetzt werden: Sie funktionieren unterschiedlich, wobei immer das erste Glied der Verbindung für diese Nuancen verantwortlich ist. Das zweite Glied (auch “Grundwort” genannt) bezeichnet zuverlässig, worum es eigentlich geht. In unserem Fall also um einen Puck. Der Puck-Artikel in der NZZ bietet eine weitere Variante und erwähnt den 1886 eingeführten Achtkantpuck. Hier bezeichnet das erste Glied weder Material noch Zielgruppe, sondern die Form.
Die innige Beziehung, die zwei Wörter eingehen, um ein neues Wort zu bilden, kann also sehr unterschiedliche Gründe haben. Immer jedoch dient das erste Wort dem zweiten als Ergänzung oder Präzisierung: Es kann das verwendete Material bezeichnen (Hartgummipuck oder Strohdach – nicht aber Flachdach oder Kaffeekanne), die Zielgruppe (Kinderpuck oder Hundehütte – nicht aber Holzhütte oder Hundedreck), die Form (Achtkantpuck oder Kreissäge – nicht aber Stichsäge oder Küchenmesser), den Zweck (Teetasse oder Fleischmesser – nicht aber Springmesser oder Holzhammer).
Die Reihe liesse sich noch lange fortsetzen. Zu bedenken wären beispielsweise: Taschenmesser, Küchenmesser, Handtasche, Streitlust, Heimweh, Abschlusszeugnis, Autoreifen, Bildungsreform …
[…] Wörter im Deutschen nicht immer nach dem gleichen Muster gestrickt werden. (Darüber habe ich hier schon einmal geschrieben.) So bezeichnet der erste Teil der Lebensgefahr das gefährdete Objekt, […]