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Der Vorrang der Flipchart

11. Juli 2011 by Cla Gleiser 10 Kommentare

Die Flipchart: Nummer 1 auf dem Podest der Präsentationsmedien, und zwar mit AbstandWenn ich vor Publikum präsentiere, predige, moderiere oder sonst etwas rede, dann ist es für mich üblich, die wichtigsten Inhalte zu visualisieren. Wer gesehen hat, behält mehr. Mein bevorzugtes Werkzeug ist dabei die Flipchart – oder sonst ein beschrift- und bezeichenbares Gerät, zum Beispiel eine Moderationswand.

Powerpoint hat sich in den letzten – ich schätze grob: 12? – Jahren ja als Standard in der Präsentationstechnik etabliert. (Vor einigen Wochen habe ich hier auf einen Radiobeitrag des deutschen Schriftstellers Burkhard Spinnen hingewiesen, der über die Auswirkungen dieser Entwicklung nachdenkt.) Und der Standard wird ja gerade dadurch zum Standard, dass er kaum mehr hinterfragt wird.

Dabei hat Powerpoint (und mit ihm die anderen elektronischen Präsentationstools und jawohl, auch Prezi schliesse ich ein) diese Vorrangstellung überhaupt nicht verdient.

Sie gehört allein der Flipchart und ihren Familienangehörigen, und zwar aus folgenden Gründen:

Die Flipchart erzählt eine Geschichte, und alle sind dabei.

Ganz egal, ob ich meine Informationen Punkt für Punkt mit ohrenbetäubenden Sound- und schwindelerregenden Animationseffekten einfliegen lasse: eine elektronische „Folie“ ist immer schon fertig. Daran ist nun wirklich nichts mehr spannend. Jedenfalls nicht annähernd so spannend, wie wenn auf der Flipchart Linie für Linie und Wort für Wort eine Visualisierung entsteht, die das Gesagte noch einmal auf einer anderen Ebene und für andere Sensoren auf den Punkt bringt. Wer in seinem Rücken schon einmal die bohrenden Blicke eines Publikums gespürt hat, das auf die nächste Linie auf dem Papier wartet, weint den Spezialeffeken von Powerpoint und Konsorten keine Träne nach.

Die Flipchart ermöglicht den Dialog.

Die Flipchart-Visualisierung ist wohl gut vorbereitet, doch da sie nicht mechanisch abläuft, lässt sie der Rednerin und dem Redner jede Freiheit. Wenn ich mit Flipchart rede, kann ich reagieren, umbauen, ergänzen, näher erläutern. Punkte, die trotz vernünftiger Vorbereitung noch nicht ganz angekommen sind, vertiefe ich spontan auf einem separaten Blatt.
Mach das mal mit Powerpoint! – Ha!

Die Flipchart fördert die freie Rede.

Eine Visualisierung zu erarbeiten, die meine Botschaft unterstützt, bedeutet tatsächlich – Arbeit. Diese Arbeit aber verlangt von mir, dass ich mich noch tiefer mit meiner Botschaft auseinandersetze, die zentralen Punkte noch klarer herausarbeite, sie noch greifbarer mache – die optimalen Voraussetzungen für eine frei gehaltene Rede. Auch wenn ich die Visualisierung erst im Laufe meines Redens sichtbar mache, habe ich sie doch innerlich schon vor Augen. Sie dient mir dann als Zielvorgabe, auf die ich entspannt hinsteuern kann – ohne sie schon fertig vor Augen haben zu müssen. (Anders als Redner, die gemäss weit verbreiteter Unart ihre elektronischen Folien als Redenotizen missbrauchen und deren Rede daher ein aussichtsloses Aufholrennen bedeutet.)

Die Flipchart macht Inhalt fassbar.

Und Powerpoint etwa nicht?

Genau!

Wer den Unterschied zwischen einem elektronisch flimmernden und einem auf Papier geschriebenen Wort nicht (mehr) spürt, dem empfehle ich, das nächste wichtige E-Mail anstatt über die Computertastatur mit einer mechanischen Schreibmaschine zu tippen (gibt’s im Museum oder bei mir), das Blatt danach zu falten, in ein Couvert zu stecken, zu frankieren, loszuschicken und ein oder zwei Tage auf die Reaktion des Empfängers zu warten.

Die Elektronisierung unserer Kommunikation hat unseren Umgang mit Informationen gründlich beschädigt. Informationen erscheinen uns nur noch als Bits und Bytes und dank Powerpoint als Lichtpunkte, die so schnell und spurlos vergehen, wie sie erschienen sind. Dabei haben Wörter Gewicht.

Wir spüren es am besten, wenn wir sie auf Papier sehen.

Mein Flipchartfilzstift hinterlässt echte Farbpigmente auf echten Papierfasern. Da passiert etwas. Da verändert sich etwas. Da ist nachher nicht mehr alles so, wie es vorher war.

Ein Leser hat vor einiger Zeit angeregt, ich solle doch mal über den Einsatz von Medien beim Reden schreiben. Hiermit ist der erste Schritt getan.

Demnächst gerne mehr. Zum Beispiel für Menschen, die finden: „Aber ich kann doch gar nicht zeichnen!“

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Kategorie: Allgemein Stichworte: Flipchart, Medien, visualisieren

Kommentare

  1. David meint

    11. Juli 2011 um 21:02

    Tja, Cla, du hast vollkommen Recht. Und auch wieder nicht.

    Die Frage ist nicht, was besser ist. Sondern was für welchen Zweck dienlicher ist. So gibt es Predigten, die ich viel lieber mit Powerpoint untermale, weil ich dabei bsp. Bilder, Musik oder auch Filmausschnitte einbauen kann. Mach das mal mit Flipchart ;-). Und es gibt Predigten, wo ich viel lieber mit Flipchart arbeite, weil ich etwas eben entstehen lassen will.

    Flipchart aber bedingt die Fähigkeit, deutlich und lesbar schreiben und, wenn möglich, auch zeichnen zu können. Du als ausserordentlich begabter Illustrator bist da deutlich im Vorteil und deshalb auch entsprechend voreingenommen. Bezüglich Leserlichkeit und Schönheit in Schrift und Bild behinderte Menschen wie ich können da nicht mithalten. Und wagen uns nur zum Flipchart, wenn es entsprechend wichtig ist.

    Zudem sind gewisse Dinge einfach deutlicher aufzeigbar (bsp. Zahlengrafiken) bei Powerpoint und wirken auch seriöser als Handgemalte. Drum eben: was ist das Ziel.

    Oftmals nehme ich nicht einmal ein Flipchart oder eine Powerpoint, sondern ein Theaterstück (Einmanntheater gelingt mir recht gut – da habe ich das Heimspiel) oder einen Gegenstand.

    Nicht gegen etwas sein: sondern für einen mass- und sinnvollen Einsatz des jeweiligen Mediums. Das ist die hohe Kunst der Kommunikation.

    Liebi Grüess und danke für d’Aregig
    david

    PS: neuerdings kannst du übrigens mit entsprechenden Programmen direkt auf dem Laptop – auf Wunsch auch mit Touchscreen – zeichnen, Mindmaps malen, schreiben etc.

    Antworten
    • Cla Gleiser meint

      12. Juli 2011 um 07:01

      Lieber David, vielen Dank für Deine anregenden Einwände.

      Ich gebe Dir natürlich nur bedingt Recht. 😉

      Die Verwendungen, die Du beschreibst (Blder, Musik, Filme) haben nichts mit Powerpoint oder ähnlichen Programmen zu tun, sondern ganz einfach mit der Möglichkeit, elektronische Medien zu präsentieren. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, im Gegenteil. Aber Powerpoint brauche ich doch nicht, um ein Foto zu zeigen.

      Mit dem massvollen Einsatz könntest Du Recht haben, doch bei Powerpoint und Gefolge ist der schon längst verloren gegangen. Deshalb erlaube ich mir auch, hier meine Stimme zu erheben und laut und leideschaftlich DAGEGEN zu sein; gegen diese unreflektierte Vorherrschaft des mechanischen Powerpointens.

      Und besonderen Dank für die Vorlage zum Stichwort „schön schreiben und zeichnen“. Gerade dazu plane ich den nächsten Artikel. Doch die Zusammenfassung (quasi als Trailer, der schon fast alles verrät) schon hier: Das muss halt geübt werden. Daran führt kein Weg vorbei. Aber eine Powerpointpräsentation baut sich auch nicht von selbst zusammen. Entsprechend muss auch eine Flipchart-Darstellung vorbereitet sein, grafische Elemente müssen „sitzen“, die Schrift muss lesbar sein.

      Herzlich
      Cla

      PS zu Deinem PS: Klar, diese technischen Möglichkeiten sind mir schon bekannt, passen mir aber nicht, weil ich anders ticke. Ich hab auch schon in Präsentationen Powerpoint-Folien live übermalt, um die Geschichte lebendiger zu gestalten. Das hat für mich nur sehr bedingt funktioniert, ist aber möglicherweise eine gute Lösung für Menschen, die sehr an der elektronik hängen.

      Antworten
      • David meint

        12. Juli 2011 um 09:10

        Das man Fotos, Filme etc. auch ohne PP zeigen kann stimmt schon, mit PP lässt sich aber die Bedienung vereinfachen. Was die Masslosigkeit anbelangt ist es leider wirklich so, dass viele nur noch per PP arbeiten. Ich habe auch schon gemerkt, dass ich mir mit PP ein Korsett anzog. So erlaube ich mir, auch mal meine „wunderbar vorbereitete Präsentation“ auszuschalten oder abzukürzen, in der Reihenfolge zu ändern.

        Was das Schönschreiben anbelangt: es klingt vielleicht blöd, aber ein Workshop dazu wäre wohl nicht unangebracht. Ich wäre dabei. Zeichnen ist dann wohl gleich ein sehr hohes Ziel und für mich kaum erreichbar.

        DAss auch eine Flipchartpräsentation vorbereitet und geübt sein muss ist mir auch klar. Aber damit ist meine Schrift nicht leserlicher und vorallem meine Bildsprache nicht hübscher geworden. Und bei Letzterem habe ich echt noch Mühe.

        Was mich noch interessieren würde: ein Flipchart ist in der Grösse sehr begrenzt und ich habe schon mehrfach erlebt, dass ich mehrere Blätter gerne gleichzeitig sichtbar hätte. Wegen der Liedprojektion ist aber die Wand zum Aufhängen tabu. Hast du da eine gute Idee?

        Freue mich auf den nächsten Artikel und werde mich ans Schriftenmalenüben machen…

        Bhüet di Gott
        david

      • Cla Gleiser meint

        13. Juli 2011 um 16:17

        Lieber David
        Über Flipchartzeichnen für vermeintlichen Nichtzeichner plane ich einen Artikel. Demnächst also mehr dazu.
        Schrift: Da gibt es z. B. hilfreiche Literatur, wie etwa das (offenbar vergriffene) Ideen zeichnen von Hans-Jürgen Frank. Er widmet dem Thema „Flipchart-Schrift“ ein eigenes Kapitel mit praktischen Tipps. Flipchart-Literatur gibt es ja reichlich, da ist sicher auch über die Schrift zu finden.
        Format: Da bin ich ganz Deiner Meinung: Flipchartblätter sind zu klein. Und dann erst noch hochformatig! Es gibt verschiedene Ansätze, mit diesem begrenzten Raum klarzukommen:
        Sich begrenzen, noch mehr konzentrieren und reduzieren.
        Beschriebene Flipchartblätter aufhängen, dann weitermachen, so bleibt das Gesamtbild im Blick. (Sehr gut dazu geeignet sind die Easyflip-Folien, die statisch geladen sind und überall haften.)
        Die Moderationswand ist eine gute Alternative zur Flipchart und bietet wesentlich mehr Fläche.
        Und – ganz unter uns – eigentlich will ich einfach nur so eins hier …

  2. Heinz meint

    15. September 2011 um 22:56

    Bis du schon Mitglied in Matthias Pöhms Anti Powerpoint Partei?

    Antworten
    • Cla Gleiser meint

      19. September 2011 um 08:04

      Nein. Davon habe ich erst vor kurzem durch einen Facebook-Kommentar gehört. So sehr ich mich mit dem Anliegen identifizieren kann – die reisserische Art geht mir irgendwie gegen den Strich.

      Antworten
  3. siehe hier meint

    23. Februar 2013 um 16:42

    Euer Bild sagt uns beträchtlich zu
    Gleichbedeutend gefiel uns die tolle Bekräftigung des Beitrags
    Für gewöhnlich antworte ich niemals auf Seiten, aber ich mache bei
    euch eine Ausnahme.
    Sie haben wirklich eine großartige Themenseite mit vielen Details.

    Ich wünsche ihnen besonders viele Erfolg mit deinen Projekten.

    Antworten
    • Cla Gleiser meint

      2. März 2013 um 11:50

      Danke. Und ich bin gespannt auf die ersten Beiträge auf „Zeichnen und Malen“.

      Antworten

Trackbacks

  1. Flipchart für Nicht-Zeichner | verständlich sagt:
    30. Juli 2011 um 08:28 Uhr

    […] Einwand höre ich regelmässig, wenn ich wie im letzten Artikel die Vorherrschaft der Flipchart über Powerpoint und andere elektronische Rednerstützen […]

    Antworten
  2. Wie Powerpoint wieder zum Statisten wird … | verständlich sagt:
    22. März 2012 um 08:12 Uhr

    […] Ohne Powerpoint präsentieren. Flipchart ist sowieso viel besser. […]

    Antworten

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